Die portugiesische Art, sein Tier los zu werden


Immer wieder sind wir erschrocken über die Methoden, wie manche Mitmenschen sich ihrer lästigen Haustiere entledigen. In den vier Tagen, die zwei ehrenamtliche Helferinnen im Juli 2005 im Tierheim in Loulé verbrachten, trugen sich mehrere solcher Fälle zu.
Bereits am ersten Tag bemerkten wir in der Mittagspause eine gewisse Unruhe bei den Hunden. Als wir nachsahen, rannten uns im normalerweise „hundefreien“ Gang zwischen den Ausläufen zwei dreckige Hunde entgegen. Sie waren freundlich, aber etwas schüchtern. Unser erster Gedanke war, dass sie aus irgend einem der Gehege entkommen wären und wir jetzt das Schlupfloch ausfindig machen müssten, damit nicht noch mehr Tiere nachkämen. Auf den zweiten Blick stellten wir jedoch fest, dass es gar keine „unserer“ Vierbeiner waren.
Des Rätsels Lösung war schnell gefunden. Die beiden Hunde waren schlichtweg über den Zaun geworfen worden! Und das auch noch in einen der letzten nicht betonierten Ausläufe, wo etlicher Schutt liegt und der Rückstau des Putzwassers zu einer modrigen grünen Brühe mutiert. Es war purer Zufall, dass die Landung im Matsch statt auf irgendwelchen spitzen Gegenständen erfolgte und so ohne Verletzungen abging.
Der Besitzer hatte es entweder besonders eilig, sie los zu werden, so dass er die zwei Tage bis zur nächsten Öffnungszeit nicht mehr abwarten konnte, oder er traute sich nicht, die beiden persönlich abzugeben. So entschied er sich für die anonyme, schnelle Art.
Dass die Hunde nach dieser Behandlung erst mal etwas durcheinander waren, ist nachvollziehbar. Aber sie haben sich glücklicherweise recht schnell wieder gefangen und ließen sich dann auch anfassen. Wir haben sie schließlich zu der Gruppe von Müttern mit Welpen integriert, wo sie sich erst mal halb verdurstet über das Wasser hergemacht haben.
Leider blieb es nicht bei diesem einen Fall von Aussetzung. Am Wochenende fanden wir an beiden Tagen je einen ausgesetzten Welpen am Tierheim. Samstags war es ein junger Jagdhund, der im Innenbereich vor den vielen anderen Hunden Angst hatte und so fürs erste in einen Einzelzwinger gebracht wurde. An seinen Augen merkte man, dass er die Welt nicht mehr verstand und ihm der ganze Trubel zu viel war. Am liebsten hätte er bei einem Menschen Zuflucht gesucht und wäre dem allem entkommen.
Am Sonntag Morgen in aller Herrgottsfrühe entdeckten wir einen Huskywelpen an den einige Meter entfernten Mülltonnen herumstreunen. Er versteckte sich hinter den Behältern, als er uns erblickte, aber nach ein paar freundlichen Worten schlich er dann doch zögerlich näher. Als er sich schließlich in meinen Arm schmiegte, waren wir beide erleichtert und er durfte im sicheren Tierheim einziehen.
Es sind allerdings nicht nur die Hunde, die auf solch feige Art und Weise „entsorgt“ werden. Auch Katzen kann es treffen, und diese sogar manches Mal noch schlimmer.
Einige Tage zuvor hatte eine portugiesische Tierheim-Mitarbeiterin beim Gang zur Mülltonne darin einen zugeklebten Karton entdeckt. Klägliches Maunzen drang daraus hervor. Sie reagierte sofort und rettete die armen Eingeschlossenen vor dem sicheren Tod. Es handelte sich um eine schwarze Kätzin mit zwei hübschen Babys. Die kleine Familie konnte von Glück sagen, dass sie ihrem Gefängnis entronnen war. Aus eigener Kraft hätten sie sich nie befreien können, denn der Karton war sehr sorgfältig und „ausbruchsicher“ mit mehreren Lagen Klebeband verschlossen. Eine besonders gemeine Grausamkeit! Daran erkennt man die Einstellung gewisser Leute, die lebende Geschöpfe wie Abfall wegwerfen.
Die Katzen sind wegen Platzmangel im Tierheim nun vorübergehend bei ihrer Finderin daheim untergebracht. Sie haben den Schock recht gut überwunden, aber jetzt beginnt für sie wie auch alle anderen Schützlinge das mitunter lange und manchmal sogar ergebnislose Warten auf ein neues gutes Zuhause.